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KI – Revolution statt Evolution?
Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonsverwaltung erhielten im Rahmen der internen Weiterbildungen im Kurs Gängige Funktionalitäten von ChatGPT free für den regelmässigen Gebrauch bereits einen Einblick in die Welt der künstlichen Intelligenz. Wir haben Nicolas Oggier getroffen, Kursleiter und Experte für digitale Projekte, Innovation und künstliche Intelligenz. Er hat uns seine Einschätzung zu den Herausforderungen und Einsatzmöglichkeiten von KI in Verwaltungsprozessen nähergebracht. In Zeiten, in denen man in öffentlichen Verwaltungseinrichtungen nach einer Optimierung der Arbeitsweisen strebt, stellt die zunehmende Verbreitung künstlicher Intelligenz eine grosse Chance dar – vorausgesetzt, man versteht es auch, sie zu nutzen.
KI verstehen, um sie besser nutzen zu können
Obwohl der Name es vielleicht nahelegt – künstliche Intelligenz denkt nicht. Vielmehr generiert sie Inhalte auf der Grundlage statistischer Daten. «Es handelt sich um eine Maschine, die auf der Grundlage eines umfangreichen Trainings mit Milliarden von Daten Antworten generiert», erklärt Nicolas Oggier. Sie kann beispielsweise eine E-Mail verfassen, einen Bericht zusammenfassen oder eine Grafik erstellen – das Resultat ist jedoch nicht unbedingt fehlerfrei.
Dies wird als «Halluzination» bezeichnet: Die KI erfindet eine Quelle, ein Zitat, eine Zahl oder zieht eine völlig unbegründete Schlussfolgerung. Ohne menschliche Überprüfung kann ein Fehler unbemerkt bleiben, daher ist systematisches Korrekturlesen auch so wichtig.
Ein Werkzeug, keine Bedrohung
Künstliche Intelligenz ersetzt keine Berufe, sondern ergänzt sie. Das Ziel dabei ist, durch die Nutzung mehr Zeit für Aufgaben mit höherem Wertschöpfungspotenzial zu schaffen. Sie kann repetitive Aufgaben übernehmen und es Menschen so ermöglichen, sich auf Analyse, Entscheidungsfindung und Dialog zu konzentrieren.
Hier einige konkrete Beispiele:
- Verfassen einer personalisierten Antwort auf eine E-Mail einer Person anhand weniger Stichworte;
- Kurzbeschrieb eines 40-seitigen Dokuments in einer klaren und prägnanten Zusammenfassung;
- Erstellung einer automatisierten Übersetzung eines Textes ins Deutsche oder Französische, Korrekturlesen und Anpassungen sind nötig;
- Erstellung einer Infografik oder eines Dashboards aus Rohdaten;
- Korrektur eines Fotos, indem ein störendes Objekt entfernt wird.
Tipps zur Vermeidung unangenehmer Überraschungen
Die Verwendung von KI ist einfach. Sie jedoch richtig zu verwenden, ist eine andere Geschichte. Denn eine KI ersetzt das menschliche Urteilsvermögen nicht, sie ist immer nur so gut wie die Anweisungen, die man ihr gibt. Daher muss man sich sorgfältig überlegen, wie man die Frage, den sogenannten Prompt, formuliert: Je klarer eine Frage nämlich formuliert ist, desto besser ist auch die von der KI gelieferte Antwort.
- Geben Sie der KI eine Rolle bzw. Aufgabe, wie zum Beispiel: «Du bist Jurist», «Du bist Grafiker», «Du bist HR-Assistent»;
- Definieren Sie die Zielgruppe: Richten Sie sich an einen Experten, eine Kollegin oder die breite Öffentlichkeit?
- Geben Sie niemals sensible Daten an (Namen, persönliche Situationen, reale Fälle);
- Lesen Sie die Antwort der KI immer noch einmal durch, auch wenn sie auf den ersten Blick perfekt erscheint;
- Verlangen Sie, wenn möglich, dass die KI ihre Antworten begründet oder ihre Quellen angibt.
Künstliche Intelligenz nutzen lernen, statt sie zu fürchten
Nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen angesichts dieser neuen Technologie die gleichen Voraussetzungen und die gleiche digitale Kompetenz mit. Daher bedarf es einer Grundlagenschulung, um grundlegende Fehler, wie einfaches Copy-Paste ohne Überprüfung, zu vermeiden und den richtigen Umgang mit der Technologie zu fördern.
«Das Ziel der Schulungen ist es nicht, Sie zu KI-Experten zu machen, sondern zu versierten Anwendern, die KI mit Sachverstand nutzen können und sowohl ihre Stärken als auch ihre Grenzen erkennen», betont der Kursleiter.
Anhand konkreter Fälle, praktischer Übungen und kritischer Diskussionen lernen die Teilnehmenden, den nötigen Abstand zu gewinnen und die erhaltenen Antworten zu hinterfragen.
Eine Revolution, mit der man sich erst anfreunden muss
Für Nicolas Oggier ist klar: KI heute nicht zu verwenden, ist, als hätte man sich 2001 geweigert, das Internet zu nutzen. Die Frage ist nicht mehr, ist man dafür oder dagegen, sondern wie man den richtigen Umgang erlernt.
KI wird den Menschen zwar nicht ersetzen, wer sie aber zu nutzen weiss, ist klar im Vorteil. Dazu gilt es jedoch, sich die entsprechenden Fähigkeiten anzueignen, um dieses hilfreiche Tool kritisch und systematisch einzusetzen, ohne dabei den menschlichen Blickwinkel zu verlieren.
Die Nutzung von KI beim Staat Wallis
KI ist oftmals kostenlos, hat aber ihren Preis, nämlich die Vertraulichkeit. Alle Daten, die an eine öffentliche Plattform übermittelt werden, gelangen potenziell aus dem gesicherten Datenbereich der Verwaltung heraus. Aus diesem Grund ist es so wichtig, niemals sensible Daten einzugeben.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verantwortung: «Wenn Inhalte im Namen des Staates veröffentlicht werden, bleibt die Verantwortung letztendlich beim Menschen, auch wenn sie von einer KI generiert wurden.»
Der Kanton Wallis bietet seinen Mitarbeitenden die Unternehmenslösung ChatGPT Enterprise an. Diese Version wird jedoch nicht standardmässig eingesetzt; sie muss über das ServiceNow-Portal beantragt werden.
Welchen Platz wird KI in Zukunft einnehmen?
In den kommenden Jahren wird KI kein separates Tool mehr sein, sondern direkt in unserer Software integriert sein, wie in E-Mail-Programmen, Textverarbeitungsprogrammen, Tabellenkalkulationen, aber auch im Intranet. Microsoft Copilot beispielsweise bietet bereits KI-Funktionen in Word, Excel oder Outlook an.
Fazit
Künstliche Intelligenz weiss nicht alles, versteht nicht alles, aber sie kann uns helfen, schneller und weiter zu kommen. Vorausgesetzt, wir betrachten sie als das, was sie wirklich ist: ein Werkzeug. Und wie bei jedem Werkzeug kommt es nicht auf das Tool selbst an, sondern darauf, was wir selbst damit machen.