E-Government

Digitalisierung der Kantonsverwaltung

Seit Mai ist Cédric Roy Chef der neu geschaffenen Dienststelle für digitale Verwaltung, die dem Departement für Finanzen und Energie angegliedert ist. Im Interview mit Vis-à-Vis spricht er unter anderem über kommende Aufgaben und Herausforderungen.

 

 

Zu Beginn der neuen Legislaturperiode im Mai hat der Staatsrat im Rahmen der Departementsverteilung die Dienststelle für digitale Verwaltung geschaffen. Cédric Roy, was waren dafür die Beweggründe?

Der Staatsrat hat 2019 die Grundrichtung bestimmt, in die er sich in Sachen E-Government-Entwicklung bewegen möchte. Die Entwicklung dieser Ambition bedarf einer engen Zusammenarbeit mit den Gemeinden und halbstaatlichen Einrichtungen. Aber es muss auch Rücksicht auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer genommen werden. Damit die Organisation ausreichend institutionelles Gewicht erhält und auch die Kontakte mit den Gemeinden bestmöglich geregelt werden können, hat der Staatsrat deshalb entschieden, eine separate Dienststelle zu schaffen.

2018 hat die Universität Bern den Digitalisierungsgrad der Kantone untersucht. Das Wallis hatte damals am meisten Aufholbedarf. Wo stehen wir heute?

Es macht grundsätzlich mehr Sinn, die einzelnen Fortschritte aufzuzeigen, anstatt ein Ranking aufzustellen. Schaut man sich die laufenden Projekte oder Investitionen an, kann das Wallis bekanntlich einiges vorweisen. Der Kanton ist dabei Referenzdatenbanken einzuführen, die der Verwaltung grundlegende, nicht sensible, vollständige und aktuelle Informationen über Personen, Unternehmen und Gebäude liefern und damit viele Suchvorgänge, Fehlerrisiken und Mehrfacheingaben vermeiden. Auf diese Weise kann die Effizienz der Verwaltung gesteigert und den Bürgern, die online mit der Verwaltung zu tun haben, mehr Komfort geboten werden. Zudem wurde eine kantonale digitale Identität eingeführt.

Welche Themen haben Priorität?

Von grosser Bedeutung ist der Vorentwurf zum Gesetz über die digitale Verwaltung. Ich möchte diesen bis Mitte 2022 dem Staatsrat vorlegen. Damit einher geht eine Strategie für die nächsten Jahre wie auch ein Implementierungsplan. Die Departemente und Dienststellen sollen aber auch die nötige Unterstützung bekommen, etwa bei den Themen digitale Identität oder der elektronischen Unterschrift. Diese Themen sind überdies sicher auch bei Stadt- und Gemeindeverwaltungen von Interesse. Zwei weitere Vorhaben, die so rasch wie möglich vorangetrieben werden müssen, sind die Projekte eBau zur elektronischen Eingabe und Bearbeitung von Baubewilligungen auf kommunaler und kantonaler Ebene und eUmzug. womit Umzüge innerhalb der Schweiz online gemeldet werden können.

Welche Herausforderungen stehen Ihnen diesbezüglich bevor?

Eine der ersten Herausforderungen, die es im Hinblick auf einen nachhaltigen Umstieg der Walliser Verwaltung auf neue Technologien zu bewältigen gibt, ist sicherlich der Aufbau einer soliden Partnerschaft mit den Walliser Gemeinden. Dazu gibt es bereits ausführliche Überlegungen. Dann stellt sich die Frage, welche Governance-Modelle im Gesetz verankert werden sollen. Aus nationaler Sicht ist es zudem von grosser Bedeutung, dass wir so rasch wie möglich einen neuen Gesetzesentwurf zu elektronischen Identifizierungsmitteln auf den Tisch bringen. Dies insbesondere, nachdem das Schweizer Stimmvolk das E-ID-Gesetz im vergangenen März abgelehnt hat.

 

Zur Person: Cédric Roy ist Informatikingenieur mit einem Diplom der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und verfügt über grosses Know-how in Unternehmensführung, Buchhaltung und Finanzen, welches er sich im Rahmen von Weiterbildungen angeeignet hat. Seit 2016 war er Leiter der Geschäftsstelle «E-Government Schweiz» und koordinierte in dieser Funktion die Umsetzung der E-Government-Strategie Schweiz 2016-2019. Daneben hat er mit seinem Team die neue Fassung dieser nationalen Strategie für 2020-2023 erarbeitet und von Bund, Kantonen und Gemeinden verabschieden lassen. Der neue Dienstchef kennt die Walliser Verwaltung sehr gut und war vor seinem Engagement bei E-Government Schweiz beim Kanton als Informatikkoordinator und dann als Verantwortlicher für das kantonale Webportal tätig.

 

 

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