Binn

In der Gemeinde von Binn belegen Zufallsfunde sowie bei archäologischen Ausgrabungen freigelegte Hinterlassenschaften mehrere Besiedlungen zwischen dem Mesolithikum und heute.

Das archäologische Erbe der Gemeinde ist besonders reich und die ältesten Befunde datieren in das Mesolithikum. Im Rahmen des Projektes Interreg III wurden 2004 Prospektionen durchgeführt, mit dem Ziel, die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung in den Alpentälern zu untersuchen. Hierbei konnten auf dem Plateau von Blatt, an der Nordseite des Albrunpasses, die Überreste eines Jäger- und Sammlerlagers freigelegt werden. Die bei dieser Untersuchung gefundenen Bergkristallabschläge sowie Holzkohlen ermöglichten es, diese Besiedlung in das Mesolithikum zu datieren.
Dank des Projektes Interreg III konnten auch in die Bronzezeit datierte Besiedlungsspuren, in der Nähe des Weilers Blatte beobachtet werden. Hierbei handelt es sich um eine Feuerstelle am Fuss eines kleinen Felsüberhanges.

Die Grabfunde aus der Jüngeren Eisenzeit und der Römerzeit sind auf dem Gemeindegebiet am zahlreichsten. Die Nekropole «Auf dem Acker» in der Umgebung des Dorfes Schmidigenhäusern ist die grösste im Binntal. Seit 1881 wurden an dieser Fundstelle etwa fünfzig Gräber freigelegt, von denen die ältesten an den Beginn der Jüngeren Eisenzeit datieren (um 450 v. Chr.). Die meisten Gräber wurden zerstört und das Beigabenmaterial, das sie enthielten, wurde häufig verkauft. Die Bauweise der Gräber und die Lage der Toten, in Rückenlage, Bauchlage oder Seitenlage, belegen eine Entwicklung der Bestattungssitten in unserer Region. Die Fundstelle enthielt Körpergräber und Brandgräber, die Knochenreste von adulten Frauen und Männern, aber auch von Kinder. Es wird angenommen, dass das Gräberfeld insgesamt aus etwa hundert Gräbern bestand, die der Kelten- und Römerzeit zugewiesen werden können. Das Beigabenmaterial bestand aus zahlreichen Schmuckelementen wie Armringen, Halsketten, Ringen, darunter eine mit einem Wildschwein verzierte Gemme, oder Fibeln, von denen manche Typen von der Südseite der Alpen stammen, sowie Spinnwirteln, Keramik- oder Giltsteingefässen, Münzen oder Bestandteilen von Waffen oder Werkzeugen wie eine Lanzenspitze aus Eisen, ein Beil und ein Rebmesser.

Abschliessend kann die Bedeutung des Albrunpasses während der Eisen- und der Römerzeit hervorgehoben werden. Mehrere römische Münzen wurden dort gefunden und heute wird angenommen, dass dieser Übergang, der es ermöglichte, Norditalien vom Oberwallis aus zu erreichen, zeitweise genauso oder reger begangen wurde als der Simplonpass.

Dank des Einsatzes des Archäologen Gerd Graeser, Begründer des Regionalmuseums Graeser-Andenmatten in Binn, konnte eine beachtliche Anzahl von archäologischen Objekten gerettet werden und so zählt das Binntal zu den Oberwalliser Regionen, deren Hinterlassenschaften am besten bekannt sind.