Gesundheit
COVID-19-Pandemie
Am 28. Februar 2020 wurde die erste Person im Wallis positiv auf COVID-19 getestet. Der Staatsrat beruft am 4. März das kantonale Führungsorgan (KFO) ein, um den Kantonsarzt bei der Bewältigung der Gesundheitskrise zu unterstützen. Dann folgen auf Bundes- und Kantonsebene Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie: Verbot von Versammlungen, Schliessung von Schulen, Unterhaltungs- und Erholungsorten. Die Schweiz befindet sich ab dem 16. März in einem Teil-Lockdown.
Nach der ersten Welle bietet der Sommer eine Atempause. In dieser Phase basiert die Strategie zur Eindämmung der Pandemie auf der Erkennung positiver Fälle, deren Isolierung und der Quarantäne enger Kontaktpersonen. Es werden Testzentren eingerichtet und das Contact Tracing, das heisst die Rückverfolgbarkeit von Personen, die in engem Kontakt mit einer positiv getesteten Person gestanden sind, wird verstärkt. Eine Kommunikationskampagne wird gestartet, die die Bevölkerung an die Verhaltensregeln erinnert (Hände waschen, Maske tragen, in die Armbeuge husten, Abstand halten). Diese Massnahmen können eine zweite Welle nicht verhindern, die im Wallis, dem im Oktober am stärksten betroffenen Kanton der Schweiz, besonders virulent wird.
Anzahl neue COVID-19-Fälle und kumulierte Fälle, Wallis, 2020
Die Dienststelle für Gesundheitswesen (DGW), die sich ab Februar im Mittelpunkt der Krise wiederfindet, mobilisiert alle Kräfte, um die Bevölkerung zu schützen und die Gesundheitsversorgung für erkrankte Personen sicherzustellen. Eine immense Koordinationsarbeit mit den Leistungserbringern des Gesundheitswesens (Spitäler, Kliniken, Rettungsdienste, Alters- und Pflegeheime, Spitex, niedergelassene Ärzte usw.) beginnt.
Isolation und Quarantäne
Die DGW und die kantonale Fachstelle für übertragbare Krankheiten unterstützen den Staatsrat aus epidemiologischer Sicht bei der Bewältigung der Pandemie und erstellen Gesundheitsstatistiken. Mit Unterstützung von Gesundheitsförderung Wallis organisieren sie das Contact Tracing, ordnen die Isolation positiver COVID-19 Fälle an und stellen deren enge Kontaktpersonen unter Quarantäne.
Spitäler unter Druck
Die Aussetzung der elektiven Spitaleingriffe wurde im März auf nationaler Ebene beschlossen, um Kapazitäten für die Versorgung von COVID-19-Patienten frei zu machen. Im Wallis werden die Kliniken Valère und das CIC in Saxon umgenutzt. Am Eingang der Notfallaufnahmen in Visp, Sitten und Martinach werden vorgelagerte Sanitätsposten eingerichtet.
Während des Sommers holen die Spitäler gewisse Eingriffe nach, die im Frühjahr verschoben wurden. Sie bereiten sich in Zusammenarbeit mit der DGW auf die Bewältigung einer zweiten Pandemiewelle vor. Diese setzt im Oktober abrupt ein und zwingt die Spitäler erneut dazu, nicht notfallmässige Operationen einzustellen. Private Kliniken werden zur Unterstützung von Spital Wallis insbesondere im Bereich der Intensivpflege angefordert. Patientinnen und Patienten werden in Rehabilitationskliniken verlegt, um zusätzliche Betten freizumachen. Einige werden wegen Platzmangel in anderen Kantonen hospitalisiert. Während beiden Wellen wurden die Armee und der Zivilschutz als Verstärkung hinzugezogen.
Ende März/Anfang April, nach dem Höhepunkt der ersten Welle, wurden mehr als 150 Personen aufgrund von COVID-19 ins Spital eingeliefert, davon 28 auf die Intensivstation. Während der zweiten Welle, Anfang November, wurden 344 Spitalaufenthalte gezählt, darunter 37 auf der Intensivstation.
Alters- und Pflegeheime an der Frontlinie
Der Staatsrat beschloss am 13. März ein mehrwöchiges Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen. Tagesstrukturen werden vorübergehend geschlossen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die DGW erstellt Richtlinien zur Unterstützung von Langzeitpflegeeinrichtungen im Kampf gegen die Pandemie und stellt ihnen Reservepersonal zur Verfügung. Während des Sommers erstellt die DGW einen Massnahmenplan für Ausbrüche. Im Jahr 2020 werden mehr als 50 Prozent der Todesfälle aufgrund von COVID-19 in Alters- und Pflegeheimen erfasst.
Schutzmaterial und Reservepersonal
Im Frühling bemüht sich die DGW mit Unterstützung des Zentralinstituts der Spitäler (ZIS) vor dem Hintergrund der weltweiten Knappheit, um die Versorgung der Gesundheitseinrichtungen mit Schutzausrüstungen (Masken, Kittel). Es werden über eine Million Masken verteilt. Bei der Lonza wird Händedesinfektionsmittel (hydroalkoholisches Gel) bestellt. Zur Verstärkung des Gesundheitswesens wird Reservepersonal gesucht.
Information und Kommunikation
Die Notrufzentrale der kantonalen Walliser Rettungsorganisation (KWRO) ist ab Beginn der ersten Welle für die Betreuung der kantonalen «Coronavirus»-Hotline zuständig. Sie bearbeitet auch Anfragen zu Veranstaltungen und Schutzplänen in den Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens. Die DGW organisiert Kommunikationskampagnen, um die Öffentlichkeit auf die Verhaltensregeln aufmerksam zu machen und reagiert auf die zahlreichen Medienanfragen.
Finanzielle Folgen
Die COVID-19-Pandemie erforderte Ausgaben, die im DGW-2020-Budget nicht vorgesehen waren, insbesondere für die Anschaffung von Schutzmaterial, die Einrichtung der Telefon-Hotline, die Umnutzung von Spitälern und Kliniken sowie die Durchführung von Screenings und das Contact Tracing. Für das Jahr 2020 wird die Überschreitung auf mehr als 40 Millionen Franken geschätzt.
Impfung
Der erste Impfstoff gegen COVID-19 wird am 19. Dezember von Swissmedic zugelassen. Die Dosen werden bereits vor Weihnachten ins Wallis geliefert, so dass noch 2020 die ersten Personen in den geriatrischen Abteilungen von Spital Wallis geimpft werden können. Anfang Januar 2021 wird die Impfung in den Alters- und Pflegeheimen und in Arztpraxen gestartet, danach in Impfzentren und Apotheken.
Spital Riviera-Chablais Waadt Wallis (HRC)
Parallel zur Gesundheitskrise entwickelt sich eine Finanzkrise. Dem HRC steht Anfang 2020 ein erhebliches Defizit bevor. Das Ausmass erklärt sich durch die niedriger als erwartet ausgefallenen Umsätze und die Verschiebung des ursprünglich geplanten Umzugstermins nach Rennaz in einer Periode geringer Aktivität. Angesichts dieser Situation gaben die Staatsräte von Waadt und Wallis zwei Audits in Auftrag. Die Experten wiesen auf Mängel bei der Budgetüberwachung, der finanziellen Verwaltung und der Betriebsführung des Spitals hin.
Dem HRC wird eine vorläufige bis zum 30. Juni 2021 befristete Garantie in Höhe von 80 Millionen Franken gewährt. Im Herbst legt die Institution einen Plan mit strukturellen und organisatorischen Massnahmen vor, der eine Rückkehr zu einer ausgeglichenen Bilanz im Jahr 2026 vorsieht. Die Umsetzung wird von der Entwicklung der Gesundheitskrise abhängen und von einer finanziellen Unterstützung der beiden Kantone in Höhe von 125 Millionen Franken über 15 Jahre begleitet. Die Grossen Räte des Kantons Waadt und des Kantons Wallis werden Anfang 2021 einen Entscheid fällen.
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